„Wenn in Krisenzeiten Lieferketten zusammenbrechen, kann nur Luftfracht innerhalb von Stunden Industrie und Handel an interkontinentale Märkte anbinden. Luftfracht ist deshalb systemrelevant für die Exportnation Deutschland, aber auch für ganz Europa“, so Gloy „Die Nachfrage nach Frachtkapazitäten ist weiterhin groß. Mit dem Einbruch des Passagierverkehrs ist die Möglichkeit für Beiladefracht weggefallen. Daher setzen mittlerweile rund 50 Airlines in Frankfurt Passagierflugzeuge für den reinen Frachttransport ein“, erklärt Michael Müller, Vorstandsmitglied der Air Cargo Community sowie Arbeitsdirektor der Fraport AG. Und das, obwohl die sogenannten „Prachter“ wegen des begrenzten Platzes und enger Türen nur aufwendig zu be- und entladen sind.
„Eine weitere Herausforderung ist die im Verhältnis zur Tonnage um 30 Prozent gestiegene Anzahl von Packstücken - an Spitzentagen sogar eine Verfünffachung - und die Anzahl der Empfänger“, so Patrik Tschirch, Geschäftsführer des Frachtabfertigers LUG und ebenfalls Vorstandsmitglied der Community. Auch die Verschiebung hin zu einem enormen Importaufkommen und der nahezu komplette Wegfall von Transferfracht erfordern eine flexible Zusammenarbeit der beteiligten Partner. „Wir arbeiten seit Jahren in der Community an digitalisierten und automatisierten Abläufen - auch mit Behörden und Speditionen. Aber gerade jetzt zeigt sich, wie unentbehrlich Digitalisierung ist. Das spürt der Zoll, wenn er schon vorab weiß, welche Sendung kritisch ist, und auch der LKW-Fahrer, der eine Abholzeit erhält und nicht stundenlang am Flughafen oder Rastplatz warten muss. Als Community werden wir das verstärkt zusammen mit den Behörden vorantreiben, um Frankfurt als Standort noch wettbewerbsfähiger zu machen,” so Tschirch.
„Auch wenn Luftfracht momentan der Turbo des Fluggeschäfts ist, ist nur die Hälfte der normalen Transportkapazität verfügbar“, so Gloy. Die andere Hälfte, die Unterdecks von Passagiermaschinen, steht bekanntlich am Boden. Die enorme Nachfrage nach Schutzausrüstung ist laut Gloy aber eher ein kurzzeitiger Effekt. Die Luftfracht leidet seit letztem Jahr unter stark sinkender weltweiter Produktion und Nachfrage nach Maschinen- und Fahrzeugteilen sowie Pharmaprodukten. Vor allem die Exporte aus Deutschland sind seit März um knapp 20 Prozent gesunken. Damit fehlen die wichtigsten Luftfrachtgüter. Außerdem müssen Flugpläne und Creweinsätze ständig an geänderte Restriktionen und Regularien weltweit angepasst werden. „Wir sind daher weit entfernt von einem regulären Flugbetrieb“, sagt Gloy.
Die Air Cargo Community Frankfurt e.V. ist ein Zusammenschluss von über 50 Fluggesellschaften, Spediteuren, Bodenabfertigern, dem Flughafenbetreiber und Dienstleistern. Zusammen setzen sie sich für die Luftfracht am Flughafen Frankfurt und in der Region ein.
Informationen unter www.FRA-fr8.com. Kontakt:
Fotos: Fraport AG