04/11/2019

„Startup of the Year” treibt die Zukunft der Logistik voran

Die Air Cargo Community hat es geahnt: Beim Pitch zum „Startup of the Year” setzte sich am 14. Oktober 2019 unser Mitglied CargoSteps durch. Bereits im Vorfeld hatten wir die Luftfrachtmacher um Unterstützung für die junge Firma beim Entscheidungsevent gebeten. Ob es nun an unserer Mithilfe oder einer gelungenen Präsentation lag – das Unternehmen überzeugte vor allem mit einem klaren Konzept, das die Digitalisierung logistischer Prozesse vorantreibt und damit einen deutlichen Mehrwert für alle Beteiligten darstellt. Welchen Nutzen die Branche aus den Ideen von Startups ziehen kann, erzählt Murat Karakaya, Chief Operating Officer bei CargoSteps, im Interview.

Murat Karakaya

Was bedeutet die Auszeichnung „Startup of the Year“ für Sie?

 

Für uns ist es ein weiterer Meilenstein in der noch jungen Geschichte des Unternehmens. Wir sind stolz darauf, dass wir mit unseren Ideen überzeugt haben. Unter allen neun Teilnehmern, die bereits „Startup of the Month“ waren, ist CargoSteps der einzige aus dem Logistik-Bereich. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Anstrengungen von den Anwesenden vor Ort gewürdigt wurden. Der Sieg zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben aber noch einiges zu tun, um die Logistikbranche – auch mit dem Fokus auf die Luftfracht am Standort Frankfurt  - voranzutreiben. Das können wir nun angehen. Dank der Auszeichnung stehen uns dabei die Botschafter von Frankfurt Forward als Mentoren zur Seite.

 

Warum ist der Logistikbereich für junge Unternehmen so interessant?

Die aktuelle Situation zeigt, dass die Logistikbranche vor allem zwei Hürden überwinden muss: zum einen die Fragmentierung innerhalb des Marktes und zum anderen die Konservativität der gesamten Branche. Es gibt viele kleine und mittelständische Unternehmen neben den großen Big Playern des Wirtschaftszweigs. Im direkten Wettbewerb mit anderen Dienstleistern versuchen alle, aus jedem Auftrag das Beste herauszuholen. Gleichzeitig werden die Frachtmengen immer weniger und auch die Margen sinken. Es müssen also Innovationen her, um die Branche wieder lukrativer zu machen. In der Air Cargo Community hat sich diese Erkenntnis etabliert. Letztlich ist es aber eine große Aufgabe, neue und innovative Prozesse zu konstituieren. Wer gute Ideen und etwas Durchhaltevermögen besitzt, für den bietet die Logistik jede Menge Ansatzpunkte, um beispielsweise Prozesse schlanker zu gestalten und die Branche voranzutreiben.

 

Heißt das, dass Startups eine große Rolle in der Logistik der Zukunft spielen?

Das wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Wir haben schon viel geschafft, sind aber noch lange nicht mit unserer Agenda durch. Der Vorteil von Startups ist, dass sie Herausforderungen aus einem anderen Blickwinkel sehen und schnell gezielte Lösungen anbieten können. Unser Trackingsystem ist ein gutes Beispiel dafür. Wir waren auf der Suche nach einer Möglichkeit, Daten so schnell wie möglich an alle Beteiligten eines Lieferprozesses zu übermitteln. Dies geschah bisher häufig per Telefon. Informationen wurden mühevoll von Dienstleister zu Dienstleister übermittelt. Das kostete viel Zeit und verschlang somit Ressourcen. Mit Hilfe einer digitalen Lösung können die Echtzeitdaten, wie beispielsweise Verspätungen oder die Auslastung einer Fahrt, direkt an alle Beteiligten innerhalb der Lieferkette gesendet werden. Das spart Zeit und Geld. Genau solche Innovationen braucht die Logistik der Zukunft. Deshalb arbeiten wir in der Air Cargo Community auch an weiteren Ideen zum Datenaustausch.

 

Haben Sie deshalb auch das Projekt „HAUS61“ ins Leben gerufen?

Mit dem HAUS61 haben wir Raum für weitere Innovationen geschaffen. Die Digitalisierung voranzutreiben kann nur  funktionieren, wenn sich junge Unternehmen voll fokussieren können. Das bedeutet vor allem für Startups, dass sie sich nicht erst noch ein Netzwerk aufbauen und wichtige Kontakte knüpfen müssen. Das kommt im HAUS61 ganz automatisch, wenn Startups kooperieren und das Netzwerk der anderen nutzen. So lassen sich wichtige Partner für die eigenen Ideen finden, es entstehen Kontakte und man kann sich gegenseitig Hilfestellung geben. Jedes der Unternehmen, die aktuell hier angesiedelt sind, macht etwas anderes. Man profitiert vom Wissen der Kollegen und kann sein eigenes Projekt vorantreiben. Alles verbunden mit dem großen Ziel, die Innovationskraft und Digitalisierung innerhalb der Logistik zu fördern und das HAUS61 zu einer Logistik-Innovationsschmiede zu machen.

 

Wie kann die Digitalisierung Ihrer Meinung nach gelingen?

Wir wissen, dass die Luftfracht eine shared economy ist. Die Digitalisierung kann nur dann gelingen, wenn alle Beteiligten der Supply Chain Teil der Entwicklungsbewegung sind. Das heißt, Lösungen dürfen nicht nur für große Unternehmen entwickelt werden, sie müssen auch mittelständische Logistiker und personell nicht so groß aufgestellte Dienstleister einbinden. Was bringen uns innovative Prozesse, wenn sie nicht bis zum Ende durchdacht sind oder umgesetzt werden können? Auch ein Ein-Mann-Betrieb muss beispielsweise die Möglichkeit haben, auf digitale Informationen zugreifen zu können, um zur Digitalisierung beizutragen. Das bedeutet auch, dass Lösungen so kalkuliert sein müssen, dass jeder sie sich leisten kann. Dieses Ziel haben wir auch mit unserem eigenen Trackingsystem verfolgt. Es ist so gestaltet, dass es kleine Unternehmen ebenso nutzen können wie große Konzerne. Und alle profitieren davon, indem sie Zeit sparen.

 

Und was planen Sie für die Zukunft?

Wir arbeiten aktuell am Projekt „Smart Air Cargo Trailer“ zusammen mit Fraport und dem Land Hessen. Als Mitglied der Air Cargo Community Frankfurt liegt uns der Flughafen mit all seinen logistischen Prozessen besonders am Herzen. Gemeinsam haben die Mitglieder sich dazu verpflichtet, die Effizienz und Wertschöpfung am Flughafen Frankfurt zu steigern. Hierzu wollen wir einen Beitrag leisten. Deshalb hat CargoSteps einen Forschungsantrag für die Digitalisierung von Fracht-Röntgenaufträgen gestellt. Unser Ziel ist es, die Prozesse am Flughafen Frankfurt zeitsparender zu gestalten und gleichzeitig die Dokumentation jedes Auftrags zu vereinfachen. So wird der Flughafen als Standort noch attraktiver. Zudem arbeiten wir daran, unser System zur Sendungsverfolgung weiter zu verbessern. Durch den ständigen Austausch mit unseren Kunden, unserem Netzwerk, den Mitgliedern der Air Cargo Community Frankfurt, Partnern und Mentoren gibt es viele Ideen, die wir noch umsetzen wollen und mit denen wir die Zukunft der Logistik gestalten werden.